Manipulation & Propaganda: Kriegspropaganda
Der Feind benutzt unerlaubte Waffen
Weiterlesen...Dieses Prinzip ergänzt das vorhergehende. „Wir begehen keine Grausamkeiten, sondern führen im Gegenteil den Krieg auf ritterliche Art und Weise, indem wir, wie bei einem Spiel, die Regeln respektieren, natürlich harte und männliche Regeln.“ Im Ersten Weltkrieg gab es wütende Proteste gegen die Anwendung von Giftgas. Jede Kriegspartei warf der anderen vor, damit angefangen zu haben. Obwohl beide Gas einsetzten und auf diesem Gebiet geforscht hatten, war es der symbolische Ausdruck der inhumanen Kriegsführung. Daher wurde es dem Feind als unanständige und hinterlistige Waffe zugeschrieben.
Wir erleiden geringe Verluste, die Verluste des Feindes sind erheblich
Weiterlesen...„Von seltenen Ausnahmen abgesehen, schließen Menschen sich eher den siegreichen Anliegen an. Im Falle des Krieges hängt die Präferenz der öffentlichen Meinung sehr stark von den augenscheinlichen Ergebnissen des Konflikts ab. Wenn die Ergebnisse nicht gut sind, muss die Propaganda unsere Verluste verschleiern und die des Feindes übertreiben.“
Schon im Ersten Weltkrieg häuften sich innerhalb des ersten Monats die Verluste und stiegen auf 313.000 Gefallene an. Aber die Oberste Heeresleitung gab nie auch nur den Verlust eines Pferdes an und veröffentlichte keine Liste der Gefallenen.
Der Irakkrieg gibt ein weiteres Beispiel in dem Verbot der Veröffentlichung von Fotos der Särge amerikanischer Soldaten. Die Verluste des Feindes waren dagegen gigantisch, ihre Armee leistete keinen Widerstand. „Diese Art der Information steigert in beiden Lagern die Kampfmoral und bringt die öffentliche Meinung zu der Überzeugung von der Effektivität des Konflikts.“Anerkannte Kulturträger und Wissenschaftler unterstützen unser Anliegen
Weiterlesen...Seit dem Ersten Weltkrieg haben Intellektuelle meist massiv ihr eigenes Lager unterstützt. Jede Kriegspartei konnte auf die Unterstützung von Künstlern, Schriftstellern und Musikern zählen, die das Anliegen ihrer Länder durch Initiativen in ihren Tätigkeitsfeldern unterstützten.
Karikaturisten werden eingesetzt, um den Krieg zu rechtfertigen und den „Menschenschlächter“ und seine Gräueltaten darzustellen, während andere mit der Kamera in der Hand bewegende Dokumente über albanische Flüchtlinge produzieren, wobei sie sorgfältig diejenigen auswählen, die dem Publikum am ähnlichsten sind, wie etwa das hübsche blonde albanische Kind mit Heimweh im Blick, das an die albanischen Opfer erinnern soll.
Überall werden „Manifeste“ publiziert. Das Manifest der Hundert, mit dem Ziel, Frankreich im Ersten Weltkrieg zu unterstützen, wurde von André Gide, Claude Monet, Claude Debussy und Paul Claudel unterschrieben. Näher an der Gegenwart ist das Manifest der 12 gegen den „neuen Totalitarismus“ des Islamismus. Diese Gruppen von Intellektuellen, Künstlern und angesehenen Persönlichkeiten rechtfertigen die Handlungen der jeweiligen Staatsmacht.Unser Anliegen hat etwas Heiliges
Weiterlesen...Dieses Kriterium kann auf zweifache Weise verstanden werden: Im wörtlichen Sinn verstanden, stellt sich der Krieg als Kreuzzug dar, hinter dem ein göttlicher Auftrag steht. Dem Willen Gottes darf man sich nicht entziehen, man muss ihn erfüllen. Diese Auffassung hat seit dem Regierungsantritt George W. Bushs neue Bedeutung gewonnen. Der Irakkrieg erschien als Kreuzzug gegen die „Achse des Bösen“, als „Kampf des Guten gegen das Böse“. Es war „unsere“ Pflicht, dem Irak die Demokratie zu bringen, ein Gut, das direkt dem Willen Gottes entsprang. Krieg zu führen war damit die Verwirklichung des göttlichen Willens. Politische Entscheidungen nehmen einen biblischen Charakter an, der alle sozialen und wirtschaftlichen Sachverhalte ausschaltet. Der Bezug auf Gott wird auf vielfältige Weise hergestellt (In God We Trust, God Save the Queen, Gott mit Uns, …) und dient dazu, die Handlungen des Souveräns ohne die Möglichkeit eines Widerspruchs zu rechtfertigen.
Wer unsere Propaganda in Zweifel zieht, arbeitet für den Feind und ist damit ein Verräter
Weiterlesen...Dieses letzte Prinzip ergänzt alle anderen. Wer auch immer nur ein einziges der Prinzipien infrage stellt, ist notwendigerweise ein Kollaborateur. Es gibt nur zwei Bereiche, Gut und Böse. Man kann nur für oder gegen das Böse sein. Die Gegner des Kosovo-Krieges sind damit Komplizen Miloševićs. Ganze Gruppen werden als antiamerikanisch eingestuft, Pierre Bourdieu, Régis Debray, Serge Halimi, Noam Chomsky oder Harold Pinter. Die „Familie der Pazifisten“ umfasst Gisèle Halimi, Renaud, l’abbé Pierre … und ihre Presseorgane, also le Monde diplomatique und die PCF.
Es wird also unmöglich gemacht, eine abweichende Meinung aufkommen zu lassen, ohne einen „Lynchprozess der Medien“ auf sich zu nehmen. Der Pluralismus der Meinungen existiert nicht mehr, alle Opposition wird zum Schweigen verurteilt und wird durch Scheinargumente diskreditiert.
Diese Vorgehensweise wurde im Irakkrieg erneut angewendet, obwohl die Weltöffentlichkeit weit mehr gespalten war als beim Kosovo-Konflikt. Gegen den Krieg zu sein, bedeutete, für Saddam Hussein einzutreten. Dasselbe Schema wurde in einem völlig anderen Kontext angewandt, nämlich bei der Abstimmung über die Europäische Verfassung. Gegen die Verfassung zu sein, bedeutete, gegen Europa zu sein.