Das
unsichtbare
Imperium

Kapitelverzeichnis

Kartelle

Kartell ist in der Wirtschaft die Bezeichnung für Absprachen oder abgestimmte Verhaltensweisen zwischen zwei oder mehr Wettbewerbern zur Abstimmung ihres Wettbewerbsverhaltens auf einem Markt. Der Begriff besitzt umgangssprachlich auch andere Begriffsinhalte.#

Als Kartell wird umgangssprachlich auch abwertend die organisierte Kriminalität (Drogenkartell, Mafia) bezeichnet. In der Politik steht es für ein befristetes Bündnis mehrerer Parteien etwa im Wahlkampf.[1] Die Hauptverwendung von Kartell ist jedoch die eines Wirtschaftskartells, das eine Wettbewerbsbeschränkung zum Ziel hat. Dessen wissenschaftliche Analyse geschieht in der Kartelltheorie.

Etymologie und Geschichte

Das Wort „Kartell“ hat seine Wurzel in „Papyrusrolle, Papier, (Land-)Karte“ (altgriechisch χάρτης chártis) und gelangte über lateinisch charta (vgl. Magna Charta, das englische mittelalterliche Grundgesetz), italienisch cartello (Verkleinerungsform von italienisch carta, „Papier, Karte“) und französisch cartel als Lehnwort ins Deutsche.[2]

Im Spätmittelalter tauchte das deutsche Lehnwort erstmals 1598 bei Jakob Frischlin als „Festsetzung von Kampfregeln beim Turnier“ auf.[3] Der Kartellbrief war 1661 entsprechend eine schriftliche Aufforderung zum Zweikampf.[4] Bei Georg Rudolf Weckherlin kommt ein „schwäbisches Bauern-Kartell“ vor, eine Schar Bauersleute tritt vor die adlige Festversammlung und stellt ihr Kartell vor. Weckherlins Kartell war eine Gattung höfischer Festgedichte. In Form des „kriegerischen Cartells“ kommt es 1763 bei Justus Friedrich Wilhelm Zachariae ebenfalls als Gedicht vor.[5] Das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm erwähnte 1873 als weiteren Begriffsinhalt des Kartells im Kriegswesen die Verträge zwischen den kriegführenden Parteien.[6] Hierin kommt bereits das gemeinsame Interesse der Vertragsparteien zum Ausdruck, das den heutigen Begriffsinhalt wesentlich prägt.

Als Begriff im heutigen Sinne tauchte das Kartell ersichtlich erstmals um 1865 auf, als es in Deutschland vier Kartelle gab.[7] Die Kartellbewegung nach 1870 verstärkte durch die Industrialisierung in Europa und Nordamerika das Bedürfnis nach Kooperation zwischen den Betrieben ein und derselben Branche.[8] Die ersten internationalen Kartelle mit deutscher Beteiligung waren das im Jahr 1881 gegründete Gasrohr-Exportkartell zwischen Großbritannien und Deutschland sowie das im selben Jahr entstandene Kesselrohr-Exportkartell zwischen Belgien, Deutschland und Großbritannien. Im Jahr 1883 folgte das Internationale Schienenkartell zunächst mit Unternehmen aus Belgien, Deutschland und Großbritannien, später kamen solche aus Luxemburg, den USA und weiteren Länder hinzu.

Im späten 19. Jahrhundert wurden außerdem verbandspolitische Bündnisse als Kartelle bezeichnet, so der Zusammenschluss von Studentenverbindungen oder die Kartellparteien im Deutschen Kaiserreich, ein konservativ-nationalliberales Wahlbündnis. Anfang des 20. Jahrhunderts sah Karl Kautsky die Möglichkeit für ein Kartell zwischen Staaten, das an die Stelle der imperialistischen Konkurrenz der Großmächte treten und einen friedlichen Ultra-Imperialismus begründen würde.

Was ist ein Kartell?

Koordinieren Wettbewerber untereinander ihr Verhalten auf einem Markt und bezweckt oder bewirkt diese Koordination eine Beschränkung des Wettbewerbs, so spricht man von einem Kartell. Wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen zwischen Unternehmen können verschiedene Formen annehmen. Besonders schwerwiegend sind zumeist Absprachen zwischen Wettbewerbern über Preise oder Produktionsmengen sowie die Aufteilung von Absatzgebieten oder Kundengruppen (sog. „Hardcore-Kartelle“). Grundsätzlich kann das Kartellverbot aber auch auf andere Vereinbarungen zwischen Wettbewerbern wie beispielsweise Kooperationen oder Marktinformationssysteme Anwendung finden.

Das Kartellverbot gilt darüber hinaus auch für Vereinbarungen zwischen Unternehmen auf unterschiedlichen Marktstufen. Beispielsweise sind Absprachen zwischen Herstellern und Händlern über die Endverkaufspreise verboten. Erlaubt sind in diesem Verhältnis lediglich unverbindliche Preisempfehlungen (sog. UVP).

Kartellabsprachen führen regelmäßig zu überhöhten Preisen bei sinkender Produktqualität. Gleichzeitig wird durch die Ausschaltung des Wettbewerbs die Innovationskraft der Unternehmen gebremst. Kartelle schaden damit der Gesamtwirtschaft und insbesondere dem Verbraucher.

https://wiki.das-unsichtbare-imperium.de/wiki/Kartelle

Kapitelverzeichnis