9/11 Kommission
Infoline
09/11 Kommission (60)
Weiterlesen...17. Mai: CSG: „OBL: Operation in den USA geplant“
24. Mai: Anonymer Telefonanruf: Zelle in Kanada plane einen Anschlag in den USA.
29. Mai: Clarke schlägt Rice vor, Tenet zu fragen, was mehr die USA gegen Pläne Abu Subaidas für eine „Serie größerer Anschläge“ gegen Israel und/oder US-Einrichtungen tun könnten.
Ende Mai: FAA warnt alle Fluglinien vor einer möglichen Flugzeugentführung zum Freipressen von in den USA inhaftierten Al-Qaida-Mitgliedern.
12. Juni: CIA: Chalid Scheich Mohammed rekrutiere Anhänger Bin Ladens zur Einreise in die USA, zum Treffen mit vorher eingereisten Gleichgesinnten und Verabreden von Anschlägen.60 / 60 / 13909/11 Kommission (61)
Weiterlesen...22. Juni: CIA: Selbstmordanschlag Al Qaidas auf US-Ziele in den nächsten Tagen möglich. Das Außenministerium warnt alle US-Botschaften ebenso.
21. Juni: U.S. Central Command hebt Alarmstufe für US-Truppen in sechs Staaten auf höchste Ebene, lässt eine Flotte ausrücken und ein Manöver anhalten. Einige US-Botschaften schließen.
25. Juni: Clarke informiert Rice und Stephen Hadley: Sechs ausländische Geheimdienste warnen vor Al-Qaida-Anschlägen. Arabischer Fernsehbericht: Bin Laden und andere Al-Qaida-Führer freuen sich auf „wichtige Überraschungen“ der nächsten Wochen. Ein neues Werbevideo Al Qaidas sei erschienen.61 / 61 / 13909/11 Kommission (62)
Weiterlesen...28. Juni: Clarke schreibt Rice: Al-Qaida-Aktivität, die auf Anschlagspläne deute, sei in den vergangenen sechs Wochen stetig gewachsen. Der Großteil des Bin-Laden-Netzwerks erwarte einen großen Terroranschlag für Juli, laut einem Bericht etwas „sehr, sehr, sehr, sehr Großes“.
30. Juni: CIA weist alle seine Stationen an, ihre Gastgeberstaaten über Al-Qaida zu informieren und Sofortmaßnahmen gegen Terrorzellen in ihrem Land zu fordern. Unter dem Titel „Bin Laden plant High-Profile-Angriffe“ weist der Bericht auf von den Al-Qaida-Führern erwartete katastrophische Wirkungen hin. Saudi-Arabien erklärt am selben Tag die höchste Terroralarmstufe. 20 weitere Staaten leiten Aktionen gegen Al-Qaida-nahe Zellen ein und inhaftieren manche Mitglieder.62 / 62 / 13909/11 Kommission (63)
Weiterlesen...Ende Juni: Gutachten zur Terrorgefahr warnt vor wahrscheinlichen baldigen „spektakulären“ Anschlägen mit vielen Todesopfern. PDB-Titel: „Bin Laden-Angriffe könnten bevorstehen“, „Bin Laden und Verbündete machen Nahdrohungen“. In den nächsten 14 Tagen seien „multiple Angriffe“ zu erwarten, darunter ein „harter Schlag“ gegen Interessen Israels und der USA.
2. Juli: FBI sendet Zusammenfassung der jüngsten Drohungen Bin Ladens an alle Bundesbehörden. Man habe keine Hinweise auf eine glaubwürdige Androhung von Terroranschlägen im Inland, könne diese aber nicht ausschließen. Beim Nationalfeiertag (4. Juli) solle man extrem wachsam sein und verdächtige Aktivität dem FBI melden.63 / 63 / 13909/11 Kommission (64)
Weiterlesen...5. Juli: Clarke informiert Sicherheitsbeauftragte mehrerer Inlandsbehörden, darunter FAA, Zoll, Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörden. Die meisten Teilnehmer berichten später, man habe sie angewiesen, die Informationen nicht zu veröffentlichen.
6. Juli: CIA informiert CSG: Al-Qaida-Mitglieder glaubten, der kommende Anschlag sei „spektakulär“, qualitativ verschieden von all ihren früheren Taten.
9. Juli: Clarke informiert 37 Experten für die Sicherheit von Regierungsgebäuden zum „aktuellen Bedrohungsgrad“ und rät zu höchster Wachsamkeit. Sie sollen entscheiden, ob ihre Behörde erweiterte Schutzmaßnahmen braucht.
19. Juli: FBI-Direktor Thomas Pickard: Spezialagenten des FBI sollen Sofortreaktionsteams für den Fall eines Anschlags bilden. Sie erhalten keinen Auftrag, mögliche Anschlagspläne in den USA festzustellen und zu unterbrechen.64 / 64 / 13909/11 Kommission (65)
Weiterlesen...Ab Mitte Juli trafen Berichte über einen Aufschub von Bin Ladens Plänen um bis zu zwei Monate ein. Am 31. Juli warnte die FAA die Luftfahrt vor baldigen Terroraktionen, besonders in Arabien und/oder Israel. Man habe keine glaubwürdigen Belege für Angriffspläne gegen zivile Inlandsflüge, wisse aber, dass manche aktiven Terrorgruppen Flugzeugentführungen planten und trainierten.
Auf mehrere Nachfragen erhielt Bush am 6. August erstmals ein PDB zu möglichen Inlandsanschlägen. Der Kommissionsbericht zitiert es und referiert dazu Bushs Aussage vor der Kommission: Er habe das PDB als historischen Rückblick aufgefasst und sei beruhigt gewesen, dass das FBI ermittle. Aktion habe es nicht verlangt. Ein NSC-Treffen folgte nicht. Bush und seine Berater diskutierten danach nicht mehr über mögliche Inlandsanschläge. George Tenet besuchte Bush nochmals am 17. August, konnte sich aber an keine Diskussion mit ihm über Inlandsbedrohung erinnern.65 / 65 / 13909/11 Kommission (66)
Weiterlesen...Versäumnisse
Laut dem Bericht schöpften die US-Behörden viele Möglichkeiten nicht aus, die den Anschlagsplan hätten durchkreuzen können. Man habe
überwachte Al-Qaida-Mitglieder und sonstige Terrorverdächtige nicht auf Flugverbotslisten gesetzt
die Weiterreise von Hazmi und Mihdhar nach ihrer letzten Sichtung (Januar 2000) nicht verfolgt
ihre Einreisevisa und ihre Kontakte mit USS-Cole-Attentätern dem FBI nicht gemeldet66 / 66 / 13909/11 Kommission (67)
Weiterlesen...Falschaussagen in Visa-Anträgen und manipulierte Reisepässe nicht entdeckt
vom CAPPS-Screeningsystem benannte Personen nicht mit Flugpassagierlisten abgeglichen
nicht ausreichend versucht, eingereiste Terrorverdächtige in den USA aufzuspüren
den Haftgrund Moussaouis, sein Interesse an Flugtraining für vermutete Terroranschläge, nicht mit der gemeldeten erhöhten Anschlagsgefahr in Verbindung gebracht
keine Hindernisse gegen mögliche Flugzeugentführungen für Selbstmordattentate geschaffen, etwa eine Verstärkung von Cockpittüren.67 / 67 / 13909/11 Kommission (68)
Weiterlesen...Wegen der Flexibilität der Attentäter und der von ihnen eingesetzten unterschiedlichen Mittel könne man nicht sagen, ob ein einzelner oder einige der möglichen Schritte den Anschlag verhindert hätten. Gewiss sei, dass keine Maßnahme der US-Regierung von 1998 bis 2001 den Anschlagsplan gestört oder auch nur gebremst habe.
In allen Regierungsbereichen habe es Versagen bei Vorstellungskraft, Politik, Mitteln und Management gegeben. Am wichtigsten sei die fehlende Vorstellungskraft gewesen. Die Regierenden hätten die Schwere der Bedrohung und ihre neue Qualität gegenüber altbekannten Terrorgefahren nicht voll verstanden. Bin Laden und Al-Qaida seien kein Hauptthema der Debatten gewesen und im Präsidentschaftswahlkampf 2000 kaum vorgekommen. Weder für Clinton noch Bush sei Terrorismus ein vorrangiges nationales Sicherheitsproblem gewesen.68 / 68 / 13909/11 Kommission (69)
Weiterlesen...Bis zum 4. September 2001 habe die Regierung laut Richard Clarke offen gelassen, ob sie Al-Qaida als Hauptgefahr behandeln wolle.
Sowohl für die Regierung Clinton als auch für die Regierung Bush sei ein Einmarsch der USA in Afghanistan vor dem 11. September praktisch unvorstellbar gewesen. Stattdessen habe man Al-Qaida mit unzureichenden Mitteln aus der Spätzeit des Kalten Kriegs zu bekämpfen versucht. Die CIA habe zu wenige Agenten vor Ort und kaum Personal für paramilitärische Operationen gehabt und dieses bis zu den Anschlägen auch nicht verlangt. Das DoD habe sich zu keinem Zeitpunkt auf Al-Qaida konzentriert und bei Landesverteidigung nur nach außen geblickt. NORAD habe kaum eine einsatzfähige Alarm-Basis aufrechterhalten und allenfalls mit Flugzeugentführungen in Übersee gerechnet. Das FBI sei unfähig gewesen, die gesammelten Erkenntnisse von Agenten vor Ort mit nationalen Prioritäten zu verknüpfen, und sei von anderen Inlandsdiensten behindert worden.69 / 69 / 139