9/11 Kommission
Infoline
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Weiterlesen...Im März 2004 machte der Journalist Jim Mann bekannt, dass Zelikow seit Juni 2002 für Saddam Husseins Sturz eingetreten und im September 2002 anonym ein Strategiepapier für Präventivkriege (die „Bush-Doktrin“) verfasst hatte, mit dem Bush 2003 den Irakkrieg legitimiert hatte. Zelikow hatte der Kommission seine Autorenschaft und seine regelmäßigen Kontakte zu Condoleezza Rice und Bushs Chefberater Karl Rove verschwiegen. Der von Zelikow geladene erste Zeuge Abraham David Sofaer (Hoover Institution) hatte vor der Kommission Präventivkriege befürwortet. Zelikow wurde daraufhin vorgeworfen, die Kommission zur Rechtfertigung des Irakkrieges zu benutzen. Das Family Steering Committee und einige Kommissionsmitglieder forderten in einer Petition erfolglos Zelikows Ausschluss aus der Kommission wegen zu großer Nähe zur Bush-Regierung.
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Weiterlesen...Laut Richard Clarkes Buch waren Bush, Cheney, Paul Wolfowitz und Donald Rumsfeld vom Frühjahr 2001 an entschlossen, Saddam Hussein zu stürzen. Bush habe am 12. September 2001 von ihm, Clarke, ultimativ verlangt, nochmals Belege für Iraks Unterstützung der Anschläge zu suchen, die die CIA bereits explizit geprüft und ausgeschlossen hatte. In einem Interview im März 2004 bekräftigte er: Bush habe bei ihm und seinem Stab auf sehr einschüchternde Weise den klaren Eindruck hinterlassen, sie sollten eine irakische Hand hinter den Anschlägen belegen, weil Bush und seine Berater den Irak schon vor seinem Amtsantritt angreifen wollten. Condoleezza Rice sagte dazu vor der Kommission: Die Annahme, der Irak könne hinter den Anschlägen stecken, sei wegen dessen Feindschaft gegen die USA vernünftig gewesen. Jedoch habe Bush dem Krieg in Afghanistan gegen den Rat von Rumsfeld und Wolfowitz zunächst Vorrang gegeben. Bushs Belegforderung an Clarke könne sie nicht bezeugen. Dass Bush jemand dränge, falsche Tatsachen zu behaupten, schließe sie aus.
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Weiterlesen...Bericht
Entstehung
Ernest May, ein Hauptautor des Berichts, beschrieb 2005 dessen Entstehung. Zunächst entschieden Zelikow, May, Kean und Hamilton, nicht nur das Versagen von US-Behörden, sondern auch die historische Entwicklung Al Qaidas darzustellen, und Ergebnisse nicht nur aufzulisten, sondern in ein langfristig gültiges historisches Narrativ einzubetten. Dann entwarfen Zelikow und May bis Mitte März 2003 eine Gliederung mit ursprünglich 16 Kapiteln, Unterabschnitten und Überschriften dazu. Diesen Entwurf stellte man im Stab zunächst nicht zur Diskussion, um parteilichen Streit zu vermeiden. Jedem Kapitelthema wurde eine Gruppe des Stabes zugeteilt, die Zeitabläufe und vorläufige Stabsberichte verfassten. Das narrative Konzept und die befristete Zeit beeinflussten die Auswahl des Stabes:42 / 42 / 13909/11 Kommission (43)
Weiterlesen...Etwa 50 Mitglieder waren Regierungsangehörige, die schon Sicherheitsfreigaben besaßen. Einige wie Douglas MacEachin und Michael Hurley hatten langjährige Erfahrung mit Analysen von und Kontakte zu Geheimdiensten, die den Zugang zu Dokumenten erleichterten. Im Juni 2003 wurde das narrative Konzept im Stab vorgestellt und problemlos akzeptiert. Auf Vorschlag von Tim Roemer und Fred Fielding wurde der Verlauf des 11. Septembers als erstes Kapitel vor die Entwicklung Al Qaidas gerückt. Die vorgesehenen sechs Schlussabschnitte mit Empfehlungen wurden in zwei Kapiteln zusammengefasst. Der Stabsbericht zu Vorwarnungen von 2001 wurde als eigenes Kapitel ungekürzt ergänzt. Zelikow, May, Kojm und Marcus redigierten die Stabsberichte und sorgten für den einheitlichen Stil. Die zehn Kommissionäre prüften und akzeptierten die Formulierungen der Endfassung.
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Weiterlesen...Die Kommission billigte den Bericht einstimmig und betonte die Unabhängigkeit, Unparteilichkeit und Gründlichkeit ihrer Untersuchung. Am 21. August 2004 stellte sie ihre Arbeit gemäß der gesetzlichen Vorgabe ein und überführte alle ihre Aufzeichnungen in das Nationalarchiv der USA. Die übliche Geheimhaltungsfrist von 20 Jahren wurde verkürzt. Am 2. Januar 2009 wurden die Aufzeichnungen freigegeben und auf die Webseite der Kommission gestellt. Darunter sind die Transkripte und Videos aller öffentlichen Anhörungen.
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Weiterlesen...Gliederung
Das vorangestellte Executive Summary fasst die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung zusammen.
Das Vorwort der beiden Vorsitzenden erinnert an Entstehung und Auftrag der Kommission.
Teil 1 („We Have Some Planes“) beschreibt minutiös den Ablauf der Terroranschläge am 11. September 2001 von der Ankunft der Täter an den Flughäfen bis zum Aufprall der vier entführten Flüge und den unmittelbaren Reaktionen des US-Militärs darauf.
Teil 2 („The Foundation of the New Terrorism“) beschreibt die Entstehung des Terrornetzwerks Al-Qaida seit 1988.45 / 45 / 13909/11 Kommission (46)
Weiterlesen...Teil 3 („Counterterrorism“ evolves) und 4 („Responses to al Qaeda’s Initial Assaults“) beschreiben die bisherige Terrorismusabwehr der USA.
Teil 5 („Al Qaeda Aims at the American Homeland“) beschreibt den entstehenden Plan Al-Qaidas, Ziele in den USA anzugreifen.
Teil 6 („From Threat to Threat“) beschreibt den Anschlag Al-Qaidas auf das WTC von 1993, die Terroranschläge auf die Botschaften der Vereinigten Staaten in Daressalam und Nairobi 1998 und auf die USS Cole 2000.
Teil 7 („The Attack Looms“) beschreibt die konkrete Vorbereitung der Anschläge vom 11. September 2001.46 / 46 / 13909/11 Kommission (47)
Weiterlesen...Teil 8 („The System Was Blinking Red“) beschreibt die Warnzeichen, die die US-Geheimdienste zuvor erhielten, und den Umgang damit.
Teil 9 („Heroism and Horror“) beschreibt die Notfallmaßnahmen der Behörden unmittelbar nach den Anschlägen.
Teil 10 („Wartime“) beschreibt die Einleitung und Ziele des Antiterrorkrieges der USA.
Teil 11 („Foresight and Hindsight“) fasst die Fehler und Mängel der Behörden im Rückblick zusammen, die die Anschläge ermöglichten.
Teil 12 („What to do? A Global Strategy“) und 13 („How to do it? A Different Way of Organizing the Government“) empfehlen ein politisches Vorgehen und Strukturreformen, die solche Anschläge künftig verhindern sollen.
Dem Bericht ist ein Abkürzungsverzeichnis vorangestellt und ein Namensregister, eine Liste der Anhörungen und ein nach Kapiteln geordneter Fußnotenteil angehängt.47 / 47 / 13909/11 Kommission (48)
Weiterlesen...Geschichte und Verlauf der Anschläge
Als wesentliche neue Details zu Al-Qaidas Anschlagsplan ergab die Untersuchung bis zum 20. Juni 2004: Nach Aussagen von Chalid Scheich Mohammed sollten ursprünglich zehn Flugzeuge entführt und damit auch Atomkraftwerke in den USA zerstört werden. Talibanführer Mohammed Omar hatte den Plan abgelehnt, weil er Vergeltungsangriffe der USA fürchtete. Bin Laden hatte die Anschlagsziele daraufhin auf vier verringert und im Juli 2001 seine Lager evakuieren lassen. Er suchte die späteren Piloten persönlich aus. Mohammed Atta, Anführer der späteren Attentäter, brauchte jedoch mehr Zeit, um das inzwischen auf 19 Personen angewachsene Team zu formen. Das verzögerte die Anschläge um zwei Monate. Im FBI-Hauptquartier wurden Hinweise auf verdächtige Flugausbildungen ignoriert.48 / 48 / 13909/11 Kommission (49)
Weiterlesen...Am 11. September kamen die Meldungen der FAA an NORAD bei jedem der vier Flugzeuge wegen der zu langen Befehlsketten und Kommunikationspannen zu spät. Zwei Abfangjäger verfolgten das falsche Flugzeug und waren dann zu weit entfernt, um das richtige zu erreichen. Cheneys Abschussbefehl erfolgte erst nach dem Absturz der letzten Maschine und wurde den Piloten nicht weitergegeben.
Als ausführende Täter nennt die Zusammenfassung die 19 Flugzeugentführer, die Al-Qaida rekrutiert, in Afghanistan ausgebildet und finanziert habe. Als ihre Motive benennt sie eine antiwestliche und antimoderne islamistische Ideologie, Rache für empfundene koloniale Demütigung der Muslime, für die Nahostpolitik der USA, etwa die Präsenz von US-Truppen in Saudi-Arabien, und das Streben, Al-Qaida für weitere Dschihadisten attraktiv zu machen. Ihr Auftraggeber Osama bin Laden habe Anfang 1999 eine Idee von Chalid zur „Flugzeugoperation“ übernommen.49 / 49 / 139