9/11 Kommission
Infoline
09/11 Kommission (110)
Weiterlesen...Am Vorabend der Anschläge zog der saudische Regierungsbeamte Saleh Hussayen in dasselbe Hotel, in dem drei Attentäter übernachteten. Das vermutete Treffen ließ sich nicht nachweisen; der Kommissionsbericht erwähnt den Vorgang nicht.
Als Awlaki die USA 2002 verließ, wurde ein Haftbefehl für ihn kurzfristig aufgehoben. Als 2004 weitere Angehörige der saudischen Botschaft unter Terror- und Beihilfeverdacht für Al-Qaida gerieten, zog Saudi-Arabien Botschafter Bandar ab. Auf die Fälle angesetzte FBI-Agenten erklärten, das Weiße Haus habe sie wiederholt am Verfolgen der Spuren zur Botschaft gehindert. Graham erhielt keine Akteneinsicht zum Vorgang in Sarasota.110 / 110 / 13909/11 Kommission (111)
Weiterlesen...Seit März 2004 hatten mehr als 500 Opferangehörige saudische Regierungsangehörige auf Schadensersatz verklagt. Diese durften sich Anwälte der US-Regierung als Verteidiger wählen. Der in den USA inhaftierte Zacarias Moussaoui sagte als Zeuge in diesem Zivilrechtsprozess aus, er habe im Auftrag Osama bin Ladens eine Liste saudischer Geldgeber für Al-Qaida geführt. Darauf hätten auch hochrangige Regierungsmitglieder und Mitglieder der Dynastie der Saud wie Turki ibn Faisal und Bandar ibn Sultan gestanden. Ferner habe er, Moussaoui, mit einem Vertreter der saudischen Botschaft in den USA einen Anschlag auf die Präsidentenmaschine Air Force One erwogen. Moussaouis Aussage wurde am 5. Februar 2015 bekannt. Am Folgetag sagte das Weiße Haus zu, die Freigabe der 28 Seiten zu prüfen.
111 / 111 / 13909/11 Kommission (112)
Weiterlesen...Im Juni 2015 brachte Senator Rand Paul einen Gesetzentwurf dazu in den US-Senat ein, der dort abgelehnt wurde. Im selben Jahr urteilte ein Bundesrichter, Saudi-Arabien genieße Immunität vor Schadensersatzansprüchen. Opferanwälte führten dies mit auf die Geheimhaltung der 28 Seiten zurück, in denen sie Beweise für eine Beteiligung der saudischen Regierung an den Anschlägen vermuteten. Im Januar 2016 unterstützte der Justizausschuss des Senats einen parteiübergreifenden Gesetzentwurf, die Immunität von Staatsregierungen aufzuheben, die US-Gerichte für Terroranschläge gegen US-Bürger auf amerikanischem Boden verantwortlich machen. Saudi-Arabien drohte, bei Inkrafttreten des Gesetzes US-Wertpapiere im Wert von 750 Milliarden US-Dollar zu verkaufen.
112 / 112 / 13909/11 Kommission (113)
Weiterlesen...Im April 2016 wollte US-Präsident Obama Saudi-Arabien besuchen. Zuvor drängten Graham und einige frühere Mitglieder der 9/11-Kommission ihn erneut zur Freigabe der 28 Seiten. Laut Graham wurde der darin genannte Bayoumi schon vor den Anschlägen als saudischer Geheimagent in FBI-Akten geführt. Saudische Regierungsangehörige, reiche Saudis und Wohlfahrtsverbände hätten 9/11-Täter in den USA „substantiell unterstützt“. Der ehemalige FBI-Agent John Guandolo bekräftigte, Exbotschafter Bandar habe über einen Strohmann zumindest zwei 9/11-Attentäter finanziert. Bandar und andere saudische Eminenzen sollten als Terrorverdächtige eingestuft werden.
113 / 113 / 13909/11 Kommission (114)
Weiterlesen...Im September 2016 beschloss das Repräsentantenhaus den Justice Against Sponsors of Terrorism Act (JASTA), der die Immunität terrorverdächtiger Staaten aufzuheben erlaubt. Der Senat überstimmte Obamas Veto dagegen. Zugleich unterzeichneten viele Senatoren einen Brief von John McCain und Lindsey Graham, der vor unbeabsichtigten Folgen des Gesetzes für die nationale Sicherheit warnte und entschärfende Ergänzungen vorschlug. Saudische Lobbygruppen bestachen Veteranenverbände mit kostenlosen Reisen für ihre Mitglieder nach Washington DC, damit diese dort gegen das Gesetz warben. Doch mit der Freigabe der 28 Seiten konnten die Opferanwälte darin enthaltenen Spuren nachgehen und sie in die Anklage einbeziehen.
114 / 114 / 13909/11 Kommission (115)
Weiterlesen...So entdeckten sie:
Zwischen Februar und Mai 1999 hatte Bassnan Schecks über insgesamt 74.000 US-Dollar eingelöst; zwei weitere Schecks kamen von Botschafter Bandar. Das FBI hatte seit 2002 vermutet, dass diese Summen von der Prinzessin-Haifa-Stiftung kamen und für medizinische Behandlungskosten bestimmt waren, aber für die Attentäter Hazmi und Mihdhar verwendet wurden.
Als das FBI den saudischen Beamten Saleh al-Hussayen zu seiner Übernachtung im selben Hotel wie drei Attentäter befragte, hatte er einen Krampfanfall vorgetäuscht und war dann aus dem Krankenhaus und den USA geflohen.115 / 115 / 13909/11 Kommission (116)
Weiterlesen...Der saudische Agent Mohammed al-Qudhaeein hatte vor 9/11 nach Wegen gesucht, ins Cockpit eines Flugzeugs von American Airlines zu gelangen.
Die Fluglizenz eines Al-Qaida-Attentäters steckte in einem Briefumschlag der saudischen Botschaft.
Der Somalier Omar Abdi Mohamed sammelte als Spitzel des saudischen Ministeriums für Islamische Angelegenheiten in San Diego Spenden. Von Dezember 1998 bis Mai 2001 hatte er insgesamt mehr als 370.000 US-Dollar von einer Zweigstelle der Organisation Global Relief in Chicago an die Western Somali Relief Agency geschickt, die sie an die Transferfirma Dahabshiil in Karatschi (Pakistan) weiterüberwies. Diese Firma hatte Al-Qaidas Kontaktmann Mohammed Sulaymon Barre kurz nach den Terroranschlägen auf US-Botschaften in Daressalam und Nairobi gegründet. Barre ist bis heute in Guantanamo inhaftiert; die US-Regierung hat seine Verhörsergebnisse bisher nicht freigegeben.
Omars saudischer Chef Khaleid Sowailem leitete die der Terrorhilfen verdächtigte Missionsorganisation Da’Wah und war in der saudischen Botschaft in Washington DC angestellt. Der Agent Bayoumi telefonierte 2001 rund 30 mal direkt mit ihm, als er Hazmi und Mihdhar in San Diego betreute.116 / 116 / 13909/11 Kommission (117)
Weiterlesen...Der Opferanwalt Jim Kreindler glaubt, dass Omars Überweisungen im Auftrag der saudischen Botschaft erfolgten und die Anschläge finanzierten, indem sie über Barre an Chalid Scheich Mohammed in Karatschi gelangten, der den Attentätern dann große Barbeträge durch Kuriere überbringen ließ. Seit März 2017 verklagt Kreindler Saudi-Arabien auf 10 Mio. US-Dollar für jeden toten Angehörigen seiner mittlerweile 850 Mandanten.
Bis Oktober 2017 führten die Opferanwälte ihre Klagen gegen Saudi-Arabien zusammen. Ihre gemeinsame Anklageschrift belegt, dass die saudische Königsdynastie die extremen Wahhabiten seit Jahrzehnten mit hohen Geldsummen gefördert und Wohltätigkeitsvereine wie die Islamische Weltliga und die International Islamic Relief Organization auch Al-Qaida unterstützt hatten. Weil diese Organisationen sich zu saudischen Staatsorganen erklärten, fielen sie in den USA unter den Foreign Sovereign Immunity Act und entgingen so bisher der Strafverfolgung. Im März 2018 ließ ein Bundesgericht in New York die Anklagen der Opferfamilien zu.117 / 117 / 13909/11 Kommission (118)
Weiterlesen...Seitdem wurden weitere Indizien der Anklage bekannt:
Saudische Geheimdienstoffiziere kannten nach Eigenaussagen die Al-Qaida-Mitgliedschaft der späteren 9/11-Attentäter schon seit deren Ankunft in den USA. Sie widersprachen damit den Angaben ihrer Regierung, die saudische Botschaft habe allen saudischen Bürgern geholfen.
Fahad al-Thumairy, der frühere Konsulatsbeamte und Imam einer von den Attentätern besuchten Moschee in Kalifornien, arbeitet seit seiner Ausweisung aus den USA 2003 in Riad für die saudische Regierung.118 / 118 / 13909/11 Kommission (119)
Weiterlesen...Der FBI-Agent Steven Moore, der die Aufklärung des Anschlags auf das Pentagon leitete, widerspricht der 9/11-Kommission: Man habe sehr wohl Beweise für saudische Hilfen an Attentäter, darunter die von Thumairy und Bayoumi für Hazmi und Mihdhar. Thumairy sei dazu vom FBI nie direkt befragt worden.
Das FBI hält Akten zu Thumairy und Bayoumi bisher zurück. Eine Freigabe durch US-Präsident Donald Trump gilt wegen dessen Rückhalt für die saudische Königsdynastie als unwahrscheinlich. In ihrem 2018 erschienenen Buch The Watchdogs Didn’t Bark beschrieben John Duffy und Ray Nowosielski die neueren Indizien für saudische Komplizenschaft und die kontinuierlichen Vertuschungsversuche von US-Behörden.119 / 119 / 139