9/11 Kommission
Infoline
09/11 Kommission (100)
Weiterlesen...Ein Sprecher des Weißen Hauses bestätigte das Treffen, nicht aber die beschriebene Frustration von Tenet und Black darüber: Davon hätten die beiden der 9/11-Kommission nichts mitgeteilt. Jamie Gorelick erklärte, der Kommissionsstab sei nie über das Treffen informiert worden, sonst hätte er ganz sicher nachgefragt und es in den Bericht aufgenommen. Stabsmitglied Peter Rundlet bestätigte das. Es sei schockierend, dass die Regierung einen derart ernsten Alarmruf der beiden bestinformierten Terrorexperten missachtet habe. Rice, Tenet und Black hätten das Treffen weder bei privaten noch öffentlichen Befragungen beschrieben, obwohl es für die Untersuchung zentral relevant war. Dass alle drei den Termin vergessen haben könnten, sei undenkbar. Auch die Dokumente von CIA und Weißem Haus hätten darauf verweisen müssen. Selbst wenn nur einer den Termin vergessen hätte, hätte dieser irgendwo schriftlich auftauchen müssen. Daher sei es wahrscheinlich, dass das Treffen gezielt vertuscht werden sollte (cover up).
100 / 100 / 13909/11 Kommission (101)
Weiterlesen...Dem widersprach Tenet 2007 in seinen Memoiren. Er habe der Kommission in nicht öffentlicher Sitzung durchaus von dem Treffen berichtet. Warum es in deren Bericht fehle, sei ihm unerklärlich. Senatsprotokolle bestätigten, dass Tenet eine Gruppe von Senatoren am 12. Juli 2001 ebenso wie Rice alarmiert hatte. Tenet zufolge waren auch der für Alec Station zuständige CIA-Beamte Richard Blee und Richard Clarke am 10. Juli dabei. Blee habe Rice gewarnt, die Indizien verwiesen auf „spektakuläre“, multiple, simultane Anschläge mit möglichst vielen Todesopfern, eventuell in den USA selbst. Bin Ladens Drohung damit sei seinen Anhängern im Mittleren Osten bekannt und kein Bluff, da er andernfalls dort Popularität und Geldspenden einbüßen würde. Die USA sollten die Nordallianz in Afghanistan für proaktive Gegenmaßnahmen benutzen.
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Weiterlesen...Ungeklärte Nichtweitergabe von Daten
Nach Aussage von George Tenet vor der Joint Inquiry hatte die CIA Anfang Januar 2000 ein Al-Qaida-Treffen in Kuala Lumpur überwacht und dabei über eine Passkopie den Namen und das bis 6. April 2000 gültige Einreisevisum von Khalid al Mihdhar ermittelt. Um die Überwachung fortzusetzen, informierte sie nur das FBI darüber, nicht das Außenministerium, das Einreise und Visaverlängerung hätte verbieten können. In Bangkok verlor die CIA Mihdhars Spur. Im August 2001 erfuhr sie, dass er mit Nawaf al Hazmi am 15. Januar 2000 in die USA eingereist, am 10. Juni 2000 ausgereist und am 4. Juli 2001 erneut eingereist war. Am 23. August 2001 veranlasste sie, die beiden Personen auf die Watchlist zu setzen.102 / 102 / 13909/11 Kommission (103)
Weiterlesen...Der Kommissionsbericht ergänzte diesen Verlauf: Im März 2000 erfuhr das Counterterrorism Center auch von Hazmis Einreise in die USA am 15. Januar 2000, behielt aber auch diese Information für sich. Laut einer Fußnote versuchte ein FBI-Agent im August 2001, dem FBI-Hauptquartier Einreise- und Visadaten Mihdhars zu melden. Eine CIA-Offizierin habe ihm das untersagt, aber ihren CIA-Kollegen einige Stunden später mitgeteilt, Mihdhars Daten seien dem FBI gemeldet worden. Sie habe zugegeben, dass sie selbst die Information nicht weitergab, aber niemand nennen können, der es getan habe. Niemand sonst habe die Weitergabe bezeugt. Damalige Dokumente (darunter der Bericht des Generalinspektors vom 2. Juli 2004) widersprächen der Angabe. Somit blieb offen, ob die CIA Hazmi und Mihdhar in den USA überwacht oder warum sonst sie ihren Aufenthalt 18 Monate lang nicht weitergemeldet hatte.
103 / 103 / 13909/11 Kommission (104)
Weiterlesen...Für die Jersey Girls beweist das Wissen der CIA von der Einreise der beiden Al-Qaida-Mitglieder und seine absichtliche Nichtweitergabe, dass bestimmte Personen und Unterlassungen die Anschläge ermöglichten. Es sei inakzeptabel, dass der Bericht den Vorgang nicht aufgeklärt, die für das Zurückhalten dieser Information Verantwortlichen nicht ermittelt und benannt habe.
Im Oktober 2009 erklärte Richard Clarke in einem Interview dazu: Nach seiner Kenntnis hätten 50 CIA-Mitarbeiter von Hazmis und Mihdhars Einreise gewusst. Man habe ihm solche Informationen immer automatisch mit den täglichen Warnberichten zugestellt, nur diese nicht. George Tenet habe ihn auch sonst über jedes kleinste Detail zu Al-Qaida informiert. Weder beim Dringlichkeitstreffen am 10. Juli 2001 noch beim Kabinettstreffen am 4. September 2001 hätten Tenet, Cofer Black und Richard Blee die Einreise der beiden Al-Qaida-Mitglieder erwähnt, obwohl diese Tatsache die geforderten Sofortmaßnahmen zu Al-Qaida hätte hervorragend begründen können.104 / 104 / 13909/11 Kommission (105)
Weiterlesen...Andernfalls hätte er, Clarke, nachgefragt, weshalb er davon nichts erfahren habe. Mit dieser Information hätte er sofort eine landesweite öffentliche Suche nach den beiden einleiten können, die sie und ihre Kontaktpersonen anhand ihrer Kreditkarten und Hotelbuchungen in 24 Stunden aufgespürt und so die Anschläge verhindert hätte. Er glaube daher, dass ranghohe CIA-Beamte, wahrscheinlich Tenet selbst, die Nichtweitergabe dieser Information angeordnet hätten. Tenet habe auch die 9/11-Kommission unvollständig darüber informiert. Das könne er, Clarke, sich nur damit erklären, dass die CIA diese Personen als Agenten anwerben und das verdecken wollte. Clarke räumte ein, das nicht belegen zu können. Das Interview wurde erst Anfang August 2011 ausgestrahlt, nachdem Clarke seine Aussagen gegenüber den Redakteuren bestätigt hatte.
105 / 105 / 13909/11 Kommission (106)
Weiterlesen...In einer gemeinsamen Stellungnahme bestritten Tenet, Black und Blee Clarkes Vorwürfe: Man habe ihm keine Information absichtlich vorenthalten und nicht versucht, Hazmi und Mihdhar als Agenten anzuwerben. Ihre Aussagen vor der Kommission seien vollständig gewesen und deren Bericht habe zutreffend gefolgert, dass die Führungen von CIA und FBI nichts vom Aufenthalt Hazmis und Mihdhars in den USA gewusst hätten. Der ehemalige CIA-Analyst Ray McGovern erklärte das Dementi für unglaubwürdig. Er erinnerte dazu an Tenets Falschaussage unter Eid vor der 9/11-Kommission, er habe Bush im ganzen Monat August 2001 nicht aufgesucht. Im Prozess gegen Moussaoui habe sich zudem erwiesen, dass Tenet am 23. August 2001 (einen Tag vor einem weiteren Treffen mit Bush) über Moussaouis Flugtraining informiert worden war. Was er Bush davon mitgeteilt habe, sei aufzuklären.
106 / 106 / 13909/11 Kommission (107)
Weiterlesen...Ungeklärte Rolle Saudi-Arabiens
Ab 11. September 2001 hatten die US-Behörden viele Ausländer in den USA festgenommen und ihre Aufenthaltserlaubnis überprüft. Saudi-Arabiens Regierung erhielt ab 14. September 2001 Ausreiseerlaubnis und Sonderflüge für ihre Bürger, darunter 24 Angehörige Osama Bin Ladens. Zuvor prüfte das FBI deren Pässe und Visa, befragte einige ausreisewillige Saudis und stellte fest, keiner davon sei an den Anschlägen beteiligt gewesen. Der 9/11-Kommissionsbericht bestätigte dieses Ergebnis und stellte fest, die US-Regierung habe die Ausreiseflüge genehmigt und koordiniert, aber die FBI-Prüfung nach Beweislage nicht begrenzt. Der Bericht verwies auf sechs Charterflüge für insgesamt 142 saudische Bürger. Laut Michael Moores Dokumentarfilm Fahrenheit 9/11 (Premiere am 17. Mai 2004) war zudem am 13. September 2001, noch während des allgemeinen Flugverbots, ein Privatflug dreier terrorverdächtiger Saudis und eines FBI-Begleiters erfolgt. Kurz zuvor hatte Bush den saudischen Botschafter Bandar ibn Sultan getroffen. Die US-Regierung bestritt diesen Flug, doch die Fluggesellschaft räumte ihn im Juni 2004 ein.107 / 107 / 13909/11 Kommission (108)
Weiterlesen...2013 durften die Kongressabgeordneten Walter B. Jones und Stephen Lynch die 28 Seiten einsehen, aber ihren Inhalt nicht bekanntgeben. Presseberichte verwiesen jedoch auf CIA-Dokumente, wonach hochrangige saudische Diplomaten und Geheimdienstoffiziere einigen Attentätern in den USA geholfen hätten:
So soll der Konsulatsbeamte Fahad al-Thumairy mit Bayoumi ein Team gebildet haben, das Mihdhar und Hazmi im Januar 2000 dort empfing.
Bayoumi soll ihnen dann mit Bassnan in San Diego Wohnungen, Mieten, Telefone und Privatkontakte zu dem Prediger Anwar al-Awlaki vermittelt haben.108 / 108 / 13909/11 Kommission (109)
Weiterlesen...Als neuer Imam einer Moschee in Washington DC mit engen Kontakten zur saudischen Botschaft soll er einigen späteren Entführern im Sommer 2001 Hotelzimmer und Personalausweise besorgt haben.
Das vom saudischen Botschafter und seiner Frau für Bassnans kranke Frau überwiesene Geld soll in die Hände der Entführer gelangt sein.
In Sarasota (Florida) besuchten Atta und andere Attentäter Esam Ghazzawi, einen Berater des Neffen von König Fahd ibn Abd al-Aziz. Zwei Wochen vor den Anschlägen ließ dieser sein Haus mitsamt Möbeln und PKWs zurück.109 / 109 / 139