9/11 Kommission
Infoline
09/11 Kommission (1)
Weiterlesen...Die 9/11-Kommission (engl. 9/11 Commission, Volltitel: National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States; manchmal Kean-Hamilton-Commission) war ein parteiübergreifender Ausschuss des US-Kongresses. Sie bestand vom 22. Dezember 2002 bis zum 21. August 2004 und untersuchte die Ursachen der Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA.
Ihr Abschlussbericht vom 22. Juli 2004 stellt gemäß dem gesetzlichen Kommissionsauftrag detailliert Planung, Vorbereitung und Durchführung der Anschläge, die Erstreaktionen der US-Behörden, die Antiterrorpolitik der US-Regierungen seit 1993 und Vorwarnungen dar. Als Hauptursache dafür, dass die Anschläge nicht verhindert wurden, benennt er fehlende Zusammenarbeit von CIA und FBI. Daraus leitet er Empfehlungen an die US-Regierung für notwendige Strukturreformen in den Behörden und sonstige Maßnahmen ab.0 / 0 / 13909/11 Kommission (1)
Weiterlesen...Der Kommissionsbericht ist eine Hauptquelle der historischen Forschung zu den Anschlägen. Kritik erfuhr vor allem, dass er keine Verantwortlichen für das Behördenversagen benennt, wichtige Akten nicht in die Prüfung einbezog, einige Spuren nicht erwähnte, anderen nicht nachging, und sich auch auf Aussagen von Al-Qaida-Mitgliedern stützt, die unter Folter getätigt wurden.
Vorgeschichte1 / 1 / 13909/11 Kommission (2)
Weiterlesen...US-Präsident George W. Bush, seine Minister und Vertreter der Federal Aviation Administration (FAA) behaupteten nach dem 11. September immer wieder, niemand habe derartige Anschläge vorhersehen können und davor gewarnt. In der Folgezeit machten US-Medien jedoch viele vorausgegangene ähnliche Anschlagspläne und -versuche bekannt:
2 / 2 / 13909/11 Kommission (3)
Weiterlesen...1994 entführten vier algerische Islamisten ein Passagierflugzeug und ließen es volltanken, um es in den Eiffelturm in Paris zu fliegen.
1995 verhinderte Polizei in Manila knapp die „Operation Bojinka“, die zwei mit Osama bin Laden verbundene Islamisten geplant hatten. Der festgenommene Abdul Hakim Murad sagte aus, er habe zusammen mit Ramzi Ahmed Yousef Passagierflugzeuge entführen und in das CIA-Hauptquartier in Langley (Virginia), das Pentagon oder das World Trade Center (WTC) fliegen wollen. Die Philippinen hatten das FBI 1995 vollständig über diese Ermittlungsergebnisse informiert; dieses war dem Plan jedoch nicht nachgegangen.3 / 3 / 13909/11 Kommission (4)
Weiterlesen...1996 sagte Murad aus, er habe an vier Flugschulen in den USA das Fliegen gelernt und das für den Plan nutzen wollen. Das FBI entdeckte zudem 1998, dass ein Anhänger Bin Ladens eine Flugschule in Oklahoma besucht hatte. Inhaftierte Beteiligte der Anschläge Al-Qaidas auf US-Botschaften in Ostafrika sagten aus, Bin Laden habe öfter Anhänger zum Fliegenlernen in die USA beordert, angeblich für zivile Zwecke. Im August 2001 erfuhr das FBI, dass auch Zacarias Moussaoui zeitweise Flugschüler in Oklahoma war. Dennoch behaupteten FBI-Sprecher im Mai 2002, man habe keine Beweise für Flugtraining von Al-Qaida-Anhängern in den USA gefunden und die Benutzung von Flugzeugen als Waffen nicht ahnen können.
4 / 4 / 13909/11 Kommission (5)
Weiterlesen...Im August 1998 drohte ein britischer Islamist, Bin Laden werde ein Flugzeug zum Absturz bringen oder entführen, um die USA zu demütigen. Die FAA erwähnte die Drohung in ihrem Jahresbericht von 1999.
Im September 1999 beschrieb ein Terrorexperte für das National Security Council unter anderem das Szenario: „Selbstmordbomber, die zum Al-Qaida-Märtyrerbataillon gehören, könnten ein mit hochexplosiven Stoffen bepacktes Flugzeug in das Pentagon, das Hauptquartier der CIA oder das Weiße Haus abstürzen lassen.“5 / 5 / 13909/11 Kommission (6)
Weiterlesen...Vor dem G8-Gipfel in Genua 2001 (20.–22. Juli) warnten mehrere ausländische Geheimdienste die USA, Islamisten um Bin Laden könnten ein Flugzeug auf den Konferenzort abstürzen lassen, um Bush und andere Staatsführer zu töten. US-Antiterrorexperten verwarfen die Warnung, ließen Bush aber auf einem Flugzeugträger übernachten. Italiens Regierung sperrte den Luftraum über Genua, ließ Flugabwehrraketen aufstellen und Abwehrjets kreisen. Gianfranco Fini erinnerte nach dem 11. September 2001 an Italiens Anschlagswarnung an die USA.
6 / 6 / 13909/11 Kommission (7)
Weiterlesen...Am 5. Juli 2001 verfasste FBI-Agent Kenneth Williams das „Phoenix-Memo“: Mehrere Islamisten hätten sich in eine Flugschule in Phoenix (Arizona) eingetragen und seien allzu verdächtig an Flughafensicherheit interessiert. Sein Vorgesetzter und er rieten dringend dazu, ähnliche Flugschulen landesweit zu durchsuchen, um festzustellen, ob Al-Qaida die zivile Luftfahrt der USA zu infiltrieren versuche. Die FBI-Büros in Washington/DC und New York ließen die Nachricht unbeachtet.
7 / 7 / 13909/11 Kommission (8)
Weiterlesen...Am 16. August 2001 nahm das FBI Moussaoui fest, weil er in einer Flugschule in Minneapolis Interesse daran geäußert hatte, einen Passagierjet fliegen, nicht aber starten und landen zu lernen. Seine Fluglehrer hatten das FBI gewarnt, er könne versuchen, einen vollgetankten Passagierjet in ein Gebäude zu fliegen. Ein FBI-Beamter notierte: Moussaoui sei „jener Typ von Person, der etwas in das World Trade Center fliegen könnte“. Der französische Geheimdienst informierte das FBI Wochen vor dem 11. September, Moussaoui sei ein gefährlicher Islamist. Dennoch lehnten FBI-Juristen den Antrag aus Phoenix ab, Moussaouis PC und seine Wohnung zu durchsuchen. Wie sich nach den Anschlägen herausstellte, enthielt der PC Hinweise auf beteiligte Attentäter.
Mitte August 2001 benachrichtigte die US-Einwanderungsbehörde die CIA, die Terrorverdächtigen Khalid al-Midhar und Nawaq Alhazmi hielten sich in den USA auf. Daraufhin leitete das FBI eine Suche nach den beiden ein, fand sie aber vor dem 11. September nicht.8 / 8 / 13909/11 Kommission (9)
Weiterlesen...Seit Dezember 2001 warben die Senatoren John McCain (Republikanische Partei) und Joe Lieberman (Demokratische Partei) für eine Kommission, die solche Behördenfehler aufklären sollte. Sie fanden im US-Senat aber keine Mehrheit dafür. Auf Initiative von Bob Graham (Demokraten) und Porter Goss (Republikaner) untersuchten die zuständigen Kontrollausschüsse des US-Kongresses von Februar bis Dezember 2002 gemeinsam die Geheimdienstaktivitäten vor und nach den 9/11-Anschlägen (Joint Inquiry into Intelligence Community Activities before and after the Terrorist Attacks of September 11, 2001). Die 37-köpfige Kommission prüfte etwa 500.000 Geheimdienstdokumente und befragte etwa 600 Personen in neun öffentlichen und 13 nichtöffentlichen Sitzungen. CIA, FBI und Weißes Haus unterstützten sie entgegen vorherigen Zusagen kaum. Nur 24 von 800 Seiten des Abschlussberichts durften veröffentlicht werden. Der Bericht zeigte Fehler beim Sammeln und Austausch geheimdienstlicher Informationen auf, enthielt aber keine Dokumente zum Verhalten der Regierung vor den Anschlägen. Bush verweigerte deren Herausgabe mit Berufung auf die Gewaltenteilung.
9 / 9 / 139