Manipulation, Propaganda & Bewusstseinbeeinflussung
Medienmanipulation, Fakenews & Hassrede
Fake News (4)
Weiterlesen...Anfang 2017 wurde die Wendung Fake News von der „Jury der Aktion Anglizismus des Jahres“ zum Anglizismus des Jahres 2016 gewählt mit der Begründung:
„Das Wort Fake News bezeichnete im Englischen schon Ende des 19. Jahrhunderts gelegentlich bewusste Falschmeldungen in Zeitungen. Zu einem stehenden Ausdruck wurde es aber erst ab dem Jahr 2000, vor allem zur Benennung satirischer Nachrichtenmagazine wie The Daily Show oder The Onion. Mit der zunehmenden Rolle der sozialen Medien wurde das Wort zur Bezeichnung für erfundene Nachrichten (etwa Todesanzeigen von Prominenten), mit denen Menschen auf bestimmte Webseiten gelockt oder zu Unterhaltungszwecken in die Irre geführt werden sollten. In dieser Verwendung wurde es ab 2014 ins Deutsche entlehnt, konnte sich aber zunächst nicht gegen etablierte Wörter wie Hoax(-Meldung) behaupten.30 / 30 / 76Fake News (5)
Weiterlesen...Der Durchbruch in den allgemeinen Sprachgebrauch erfolgte erst ab November 2016 im Zusammenhang mit einer Bedeutungsverschiebung hin zu politisch motivierten Falschmeldungen, die – angeblich – dem Kandidaten Donald Trump den Sieg im Präsidentschaftswahlkampf in den USA bescherten. […] Überzeugt hat die Jury an Fake News neben seiner überwältigenden und anhaltenden öffentlichen Präsenz vor allem, dass es eine Lücke im deutschen Wortschatz füllt, die ohne das Wort fake nicht ganz einfach zu schließen ist. […]. Anders als falsch (oder das englische false) bezeichnet das Adjektiv fake bewusste, in Täuschungsabsicht hergestellte Nachbildungen von Dingen […].“
– Jury der Aktion Anglizismus des Jahres31 / 31 / 76Fake News (6)
Weiterlesen...Verbreitung und Ursachen
Ende April 2017 veröffentlichte Facebook Inc. (Heute: Meta Platforms) ein „Whitepaper“, in dem sie feststellt, dass ihre Plattform für gezielte Desinformationskampagnen benutzt wurde, zum Beispiel im US-Präsidentschaftswahlkampf 2015/16 oder im Wahlkampf zur Präsidentschaftswahl in Frankreich 2017.
Gemäß einer Studie des Oxford Internet Instituts zur Verbreitung von „Junk News“ in den sozialen Medien in Europa und den USA kam bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 auf jeden Link zu einer professionellen Nachrichtenquelle ein Link zu „Junk News“.32 / 32 / 76Fake News (7)
Weiterlesen...Social Bots
„Social Bots“, Computerprogramme, die in den letzten Jahren vermehrt in sozialen Netzwerken eingesetzt werden, sind ein entscheidendes Hilfsmittel bei der Verbreitung von Fake-News. In der wissenschaftlichen Literatur und der Presse werden nur wenige Belege für den Einfluss von Social Bots geführt. Immerhin gibt es Beispiele, bei denen sich dieser Einfluss klar bemerkbar macht: Das sind die Protestbewegung in der Ukraine 2013/2014, der Verlauf der Brexit-Abstimmung in Großbritannien 2016 sowie der Verlauf der US-Präsidentschaftswahl 2016. Im US-Präsidentschaftswahlkampf wurden 20 % der Tweets auf der Plattform Twitter durch Social Bots erstellt. Während der Ukraine-Proteste wurden täglich durchschnittlich etwa 60.000 Tweets von 15.000 Bots verbreitet.33 / 33 / 76Fake News (8)
Weiterlesen...Verhaltensökonomische Erklärung
Die Verbreitung von Fake News besonders in den sozialen Netzwerken folgt verhaltensökonomischen Mustern. In der psychologischen Forschung sind eine Reihe kognitiver Verzerrungen bekannt, die beeinflussen, wie Rezipienten auf Nachrichten und Informationen reagieren beziehungsweise diese verarbeiten:
Gemäß dem „Consistency Bias“ wirken Informationen, die die eigene Meinung bekräftigen, glaubhafter als solche, die in Konflikt zu dieser stehen.
Der Wahrheitseffekt (englisch Illusory Truth Effect) besagt, dass Informationen, die bereits mehrfach wahrgenommen wurden, glaubhafter wirken als fremde Informationen, selbst wenn diese unplausibel wirken.
Die Verfügbarkeitsheuristik beschreibt, wie Menschen eine These beurteilen, ohne sich genügend Zeit für deren Überprüfung zu nehmen. Fake News werden außerdem eher als wahr erachtet, wenn sie frisch im Gedächtnis verankert wurden. In diesem Zusammenhang stellte die Universität Passau Untersuchungen im Hinblick auf den Third-Person-Effekt an.34 / 34 / 76Fake News (9)
Weiterlesen...Mit diesen heuristischen Methoden werden die Fake News bei vorwiegend ungebildeten Personen im Gedächtnis verankert, die in isolierten Gruppen Gleichgesinnter, denen sie vertrauen, unterwegs sind.
Bei Fake News liegen asymmetrische Informationen vor, da ihr Produzent besser informiert ist als ihr Empfänger (Prinzipal-Agent-Problematik). Der Empfänger ist sich oft der schlechten Qualität der Fake News nicht bewusst, der Produzent schon. „Echte“ Nachrichten sind in ihrer Produktion und Vermittlung außerdem aufwendiger als Fake News, letztere sind eher in einer einfachen Sprache verfasst.
Mehrere Studien konnten außerdem zeigen, dass die Leichtgläubigkeit von Personen bezüglich Fake News abhängig von deren Intensität des analytischen beziehungsweise reflexiven Denkens ist.35 / 35 / 76Fake News (10)
Weiterlesen...Intraindividuelle Risikofaktoren
In einer Studie von Guess et al. (2019) wurden US-amerikanische Probanden, die in sozialen Netzwerken Informationen von Fake News-Websites teilten, hinsichtlich diverser demografischer und psychologischer Variablen untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass diese Personen politisch eher den konservativen Republikanern zugeordnet werden konnten. Hinsichtlich des Geschlechts, des Bildungsgrades und des Einkommens konnten keine signifikanten Unterschiede gefunden werden.36 / 36 / 76Fake News (11)
Weiterlesen...Negative gesellschaftliche Folgen
Da eine funktionierende Demokratie von einer gut informierten Bevölkerung abhängig ist, führt das Verbreiten von Falschinformationen durch Fake News nicht nur dazu, dass Menschen falsch informiert sind, sondern kann darüber hinaus auch schwerwiegende Folgen für die komplette Gesellschaft haben. So führte z. B. in der Vergangenheit die Verbreitung von Falschinformationen über das Impfen dazu, dass Eltern ihre Kinder nicht impfen ließen, wodurch es zu einem deutlichen Anstieg vermeidbarer Erkrankungen kam. Neben derart direkten Folgen bestehen aber noch weitere gesellschaftliche Risiken. So gibt es Belege, dass die Verbreitung von Falschinformationen bei manchen Menschen dazu führt, dass sie generell aufhören an die Existenz von Fakten zu glauben. Dies kommt insbesondere dann vor, wenn die Falschinformationen zusammen mit Verschwörungstheorien verbreitet werden.37 / 37 / 76Fake News (12)
Weiterlesen...Gegenmaßnahmen
Snopes ist mit der Gründung 1994 das älteste US-Online-Angebot zur Aufdeckung von Falschnachrichten. Es beurteilt mittlerweile den Begriff „Fake News“ unter anderem aufgrund des inflationären Gebrauchs durch Donald Trump als nutzlos.
Internetportale wie mimikama.at oder politifact.com überprüfen auf Anfrage oder in eigener Recherche entsprechende Aussagen bzw. Meldungen auf ihren Wahrheitsgehalt und unterziehen sie „Faktenchecks“. In Deutschland startete im Jahr 2017 die ARD mit einem eigenen Portal namens faktenfinder unter der Federführung von Patrick Gensing auf der Domain von tagesschau.de während der Bayerische Rundfunk das Portal faktenfuchs betreibt. Spiegel Online stellt zwei Checklisten zur Erkennung der Produkte von Social Bots und Fake News zur Verfügung.38 / 38 / 76Fake News (13)
Weiterlesen...Deutschland
Die Bundesregierung hat im Frühjahr 2017 mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) einen Gesetzentwurf erarbeitet, welcher sich mit der Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken befasst.39 / 39 / 76