Herrschafts- und Regierungssysteme
Patriarchat, Matrirachat & Kyriarchat
Matriarchat (16)
Weiterlesen...62 (37,8%) wohnen avunkulokal beim Mutterbruder des Ehemannes oder Mutterbruder der Ehefrau
53 (32,3%) wohnen uxori-/matrilokal bei der Ehefrau oder ihrer Mutter
30 (18,3%) wohnen viri-/patrilokal beim Ehemann oder seinem Vater
19 (11,6%) haben andere Wohnsitzregeln: neolokal, natolokal u. a. bei der nach der Heirat „Töchter im Hause ihrer Mutter“ wohnen bleiben, „während die Söhne im Hause ihrer Ehefrauen beziehungsweise deren Mutter wohnen“, also dort hinziehen (auch bezeichnet als Uxori-Lokalität: „Wohnsitz bei der Ehefrau“).40 / 40 / 57Matriarchat (17)
Weiterlesen...Insgesamt hat Matrilinearität bei rund 20 % der mittlerweile 1300 erfassten Ethnien eine entscheidende Bedeutung für die soziale Organisation; zu diesen Gesellschaften gehören:
die Minangkabau auf Sumatra
die Marshaller und die Palauer im Westpazifik
die Bougainvilleer und die Trobriander im Südpazifik41 / 41 / 57Matriarchat (18)
Weiterlesen...die Tolai in Papua-Neuguinea
die Mosuo in China
die Khasi und die Garo in Nordostindien, die Nayar und die Lakshadweep in Südindien42 / 42 / 57Matriarchat (19)
Weiterlesen...die Akan in Ghana, Togo und der Elfenbeinküste
die Tuareg in Nordafrika
die Makonde in Tansania und Mosambik
die Serer im Senegal43 / 43 / 57Matriarchat (20)
Weiterlesen...die Chewa in Malawi
früher die Bijagos in Guinea-Bissau
früher die Akebu in Togo
die Luvale in Angola und Sambia
die Irokesen in den USA und Kanada44 / 44 / 57Matriarchat (21)
Weiterlesen...die Navajo, Zuñi, Acoma und Jemez in New Mexico, die Hopi in Arizona, USA
die Wayuu (Guajiro) und die Wayapopihíwi in Kolumbien und Venezuela
die Warao in Venezuela
die Kuna in Panama45 / 45 / 57Matriarchat (22)
Weiterlesen...Aufgrund von Kolonisation und Missionierung oder anderen gesellschaftlichen Prozessen weisen diese Ethnien aber nicht mehr alle Züge ihrer vermuteten ursprünglichen Kultur auf, wie es am Beispiel der Minangkabau gezeigt werden kann, deren Geschichte und gegenwärtige Situation gut belegt ist.
46 / 46 / 57Matriarchat (23)
Weiterlesen...Matriarchat und Feminismus
Die Kultur- und Sozialanthropologin Ingrid Thurner sieht die Idee eines Matriarchats als „feministischen Traum“ und als „emanzipatorische Illusion“, da es nie eine Machtkonstellation gegeben habe, in der Frauen geschlechterexklusiv die politische Macht innegehabt hätten. Sie sieht jedoch in matrilinearen Gesellschaften Möglichkeiten weiblicher Ermächtigung. Die Ökonomin Sara Lowes analysierte im sogenannten matrilinearen Gürtel Afrikas demografische und gesundheitsbezogene Daten aus 14 Ländern südlich der Sahara und fand heraus, dass in matrilinearen Gesellschaften Frauen seltener häusliche Gewalt für gerechtfertigt halten und sie weniger häusliche Gewalt erleben. Sie würden über größere Entscheidungsfreiheit verfügen, etwa für Familienbesuche und für die Inanspruchnahme gesundheitlicher Versorgung. Bildungslücken zwischen männlichen und weiblichen Nachkommen würden geschlossen und die kindliche Gesundheitssituation sei besser.47 / 47 / 57Matriarchat (24)
Weiterlesen...Vorkommen von Gewalt im späten Neolithikum
Die Vorstellung eines neolithischen Matriarchats wird unter anderem damit zu begründen versucht, dass archäologische Befunde aus dieser Zeit keine Anzeichen für Gewalt, Krieg und soziale Unterschiede ergäben. Seit den 1980er Jahren sind jedoch vermehrt archäologische Befunde entdeckt worden, wie das Massaker von Talheim in Baden-Württemberg, das Massaker von Schletz in Niederösterreich, das Massaker von Kilianstädten in Hessen und weitere, die dieses Bild gewaltfreier neolithischer Gesellschaften in Frage stellen. „Wie in Talheim sind die Täter (in Schletz) mit unglaublicher Brutalität vorgegangen, die auch vor Kindern aller Altersstufen nicht halt machte. Alle Schädel tragen Anzeichen massiver Gewalteinwirkung […]48 / 48 / 57Matriarchat (25)
Weiterlesen...Auch in diesem Fall schlugen die Täter weiter auf ihre Opfer – und zwar vorzugsweise auf die Köpfe – ein, als sie bereits wehrlos am Boden lagen.“ (Brigitte Röder) Der Tübinger Ur- und Frühgeschichtler Jörg Petrasch hat methodenkritisch versucht, die Rate der Gewalttätigkeiten auf die Gesamtpopulation in der Bandkeramik hochzurechnen und kommt zu dem Schluss, dass solche Massaker keine singulären Ereignisse gewesen sein können. Demnach müssen Gewalttätigkeiten in den bandkeramischen Gesellschaften regelmäßig, wenn auch selten, vorgekommen sein. Abgesehen von solchen tödlich endenden Gewalttätigkeiten werden in den anthropologischen Veröffentlichungen zu bandkeramischen Skeletten Hinweise auf regelmäßig physische Auseinandersetzungen beschrieben, die von den Opfern überlebt wurden.
49 / 49 / 57