Herrschafts- und Regierungssysteme
Kommunismus
Kommunismus (1)
Weiterlesen...Kommunismus (lateinisch communis ‚gemeinsam‘) ist ein um 1840 in Frankreich entstandener politisch-ideologischer Begriff mit mehreren Bedeutungen:
Er bezeichnet erstens gesellschaftstheoretische Utopien, die auf Ideen sozialer Gleichheit und Freiheit aller Gesellschaftsmitglieder, auf Gemeineigentum und kollektiver Problemlösung beruhen.
Zweitens steht der Begriff, im Wesentlichen gestützt auf Theorien von Karl Marx, Friedrich Engels und Wladimir Iljitsch Lenin, für ökonomische und politische Lehren mit dem Ziel, eine herrschaftsfreie und klassenlose Gesellschaft zu errichten.0 / 0 / 21Kommunismus (2)
Weiterlesen...Drittens werden damit Bewegungen und politische Parteien (vgl. Kommunistische Partei) bezeichnet, die das Ziel verfolgen, Gesellschaften zum Kommunismus zu überführen bzw. kommunistische Theorien praktisch umzusetzen.
Viertens bezeichnet er – als von der ersten Bedeutung unterschiedene Fremdbezeichnung – daraus hervorgegangene Diktaturen unter Vorherrschaft kommunistischer Parteien. Die größte Ausdehnung erreichte dieses Herrschaftssystem mit der Sowjetunion und ihren verbündeten Ostblockstaaten sowie der Volksrepublik China während des Kalten Krieges.1 / 1 / 21Kommunismus (3)
Weiterlesen...In einigen kommunistischen Parteidiktaturen (Realsozialismus) kam es zu Massenverbrechen, wie dem Großen Terror in der stalinistischen Sowjetunion der 1930er-Jahre, in der Volksrepublik China während der maoistischen Kulturrevolution in den 1960er- und 1970er-Jahren oder zuletzt unter der Schreckensherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha. Der Zerfall der Sowjetunion um das Jahr 1990 besiegelte das Ende der meisten realsozialistischen Staaten.
Eine Abgrenzung zum Sozialismus ist nicht immer möglich.2 / 2 / 21Kommunismus (4)
Weiterlesen...Überblick
Der Begriff Kommunismus steht für eine dauerhaft sozial gerechte und freie Zukunftsgesellschaft und wurde im 19. Jahrhundert geprägt. Nach Lorenz von Stein war der französische Revolutionär François Noël Babeuf der erste Kommunist (vgl. auch Verschwörung der Gleichen). Bekanntester Vertreter des Kommunismus war Karl Marx (1818–1883). Nach der Theorie von Marx und dessen engem Weggefährten Friedrich Engels (1820–1895) könne sich der Kommunismus aus dem Kapitalismus, einer Wirtschaftsordnung, in der sich die Kapitalistenklasse und die Arbeiterklasse (Proletariat) als Gegner gegenüberstehen (Klassenkampf), nur durch eine revolutionäre Übergangsgesellschaft (Diktatur des Proletariats) entwickeln. Während dieser Herrschaft der Arbeiterklasse werde das Privateigentum an den Produktionsmitteln und die damit einhergehende Ausbeutung aufgehoben.3 / 3 / 21Kommunismus (5)
Weiterlesen...Im Manifest der Kommunistischen Partei wie auch in den „Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland“ fordern Marx und Engels Verstaatlichungen. Im Vorwort zur englischen Ausgabe des Kommunistischen Manifests von 1888 modifiziert Engels später das Verhältnis zum Staat und bloßer Verstaatlichung: „Gegenüber der immensen Fortentwicklung der großen Industrie seit 1848 und der sie begleitenden verbesserten und gewachsenen Organisation der Arbeiterklasse, gegenüber den praktischen Erfahrungen, zuerst der Februarrevolution und noch weit mehr der Pariser Kommune, wo das Proletariat zum ersten Mal zwei Monate lang die politische Gewalt innehatte, ist heute dies Programm stellenweise veraltet. Namentlich hat die Kommune den Beweis geliefert, dass die Arbeiterklasse nicht die fertige Staatsmaschine einfach in Besitz nehmen und sie für ihre eigenen Zwecke in Bewegung setzen kann.“ (Friedrich Engels, MEW 21, S. 358)
4 / 4 / 21Kommunismus (6)
Weiterlesen...Der Begriff Kommunismus bezeichnete in den von seinen Anhängern ausgelösten und betriebenen antikapitalistischen Konflikten und Aktivitäten von Beginn an verschiedene Richtungen. Daher bezeichnet er auch heute noch mehrere Gesellschaftsentwürfe und deren Umsetzungsversuche.
Urkommunismus: eine vermutete, in manchen Überlieferungen belegte Gütergemeinschaft früher Gesellschaften. Sie wurde im Judentum Bestandteil der Heilserwartung und dort wie später auch im Urchristentum als „Liebeskommunismus“ ansatzweise praktiziert.
Frühsozialismus oder Frühkommunismus: Anläufe zur sozialen, nicht nur politisch-rechtlichen Gleichstellung aller Menschen in Bezug auf den Besitz (Gemeineigentum, Kollektiv). Diese begrenzten Versuche und Utopien wurden seit der Französischen Revolution von 1789 zum allgemeinpolitischen Ziel, abgeleitet aus der Gleichheitsidee.5 / 5 / 21Kommunismus (7)
Weiterlesen...Marxismus: die weltweite Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln und dessen Überführung in Gemeinbesitz (Vergesellschaftung) durch die politische Herrschaft der Arbeiterklasse (Diktatur des Proletariats) als notwendige Bedingung für die klassenlose Gesellschaft. Diese revolutionäre Veränderung wird als vorhersehbares Ergebnis der sich zuspitzenden Klassengegensätze im Kapitalismus aufgefasst und vom „frühen“ oder „utopischen“ Sozialismus und Kommunismus abgegrenzt.
Rätekommunismus: durch Selbstorganisation der Arbeiter in Räterepubliken angestrebte Umwälzung der kapitalistischen Gesellschaft. Rätekommunisten lehnten einen Führungs- und Avantgardeanspruch kommunistischer Parteien ab. Als Vorbild gilt die Pariser Kommune.6 / 6 / 21Kommunismus (8)
Weiterlesen...Leninismus: die Durchsetzung einer erst sozialistischen, dann kommunistischen Produktionsweise über die „Diktatur des Proletariats“, verstanden als Alleinherrschaft einer revolutionären Kaderpartei, die die Staatsmacht erobert. Sie soll dann die klassenlose Gesellschaftsordnung schrittweise administrativ durchsetzen und die Rückkehr neuer kapitalistischer Klassenherrschaft („Konterrevolution“) verhindern.
Stalinismus: die Verstetigung der zentralistischen Einparteiendiktatur und staatliche Zwangsindustrialisierung nach innen, internationaler Führungsanspruch der sowjetischen KPdSU nach außen, abgeleitet vom Marxismus-Leninismus als staatlicher Herrschaftsideologie.7 / 7 / 21Kommunismus (9)
Weiterlesen...Trotzkismus: die Theorie der permanenten Revolution, nach der der Kommunismus im Gegensatz zu dem im Stalinismus propagierten Aufbau des Sozialismus in einem Land nur weltweit, also durch eine Weltrevolution durchgesetzt werden könne.
Maoismus: eine kommunistische revolutionäre Bewegung und Weltanschauung, die den Marxismus-Leninismus mit der traditionellen chinesischen Philosophie des Konfuzianismus verbindet.
Titoismus: das System in Jugoslawien zwischen 1948 und 1980, entwickelt von Josip Broz Tito, der den Kommunismus in Jugoslawien mit der Arbeiterselbstverwaltung und dem Nationalitätenausgleich sowie der Blockfreiheit realisieren wollte.8 / 8 / 21Kommunismus (10)
Weiterlesen...Realsozialismus: das Selbstverständnis von Staaten unter Führung einer kommunistischen Partei, die sich im Übergang vom Sozialismus zum Kommunismus sehen: so die frühere Sowjetunion, die Volksrepublik China, Nordkorea, Kuba sowie die früheren Ostblockstaaten.
Eurokommunismus und Reformkommunismus: die Programmatik europäischer Parteien und Gruppen, die sich von sowjetischer Führung absetzten und einen eigenständigen Kommunismus auf parlamentarischem Weg und Mischformen zwischen Privat- und Staatseigentum an Produktionsmitteln anstreben.9 / 9 / 21