Herrschafts- und Regierungssysteme
Diktatur
Diktatur (21)
Weiterlesen...Notstandsdiktaturen in Kriegszeiten
Während des Ersten Weltkriegs bildete sich in allen am Krieg beteiligten Verfassungsstaaten Diktaturen oder diktaturähnliche Regierungsformen aus. Im Deutschen Kaiserreich verlor Kaiser Wilhelm II., obwohl eigentlich „oberster Kriegsherr des deutschen Volkes“, erheblich an Gestaltungsmöglichkeiten und unterwarf sich spätestens 1917 der „stillen Diktatur“ der Obersten Heeresleitung. Auch in Frankreich, Großbritannien und den USA wurden die erhielten die Regierungschefs bzw. Präsidenten mit diktatorischen Vollmachten ausgestattet: Die Kompetenzen anderer Verfassungsorgane wurden für die Dauer des Krieges eingeschränkt, Grund- und Bürgerrechte zeitweilig suspendiert. Ähnliches geschah während des Zweiten Weltkriegs.20 / 20 / 24Diktatur (22)
Weiterlesen...Deshalb sind Diktatoren immer tendenziell paranoid. Erstmals wurde dieses Dilemma von dem griechischen Philosophen Xenophon (ca. 425–354 v. Chr.) in seinem Dialog Hieron formuliert. Darin lässt er den Tyrannen Hieron I. von Syrakus sagen:
„Wir wissen nämlich, dass die, die (nur) aus Furcht nachgeben, sich soweit als möglich dem Verhalten derer anpassen, die aus Zuneigung gefällig sind. Und so werden von niemandem mehr Anschläge auf das Leben der Tyrannen verübt als von denen, die vorschützen, sie am meisten zu lieben.“21 / 21 / 24Diktatur (23)
Weiterlesen...Deshalb regieren Diktatoren nie allein mit Repression, sondern setzen immer auch auf ein gewisses Maß an politischem Austausch, um den Willen der Untertanen zu erfahren und gegebenenfalls zu erfüllen. Um die Loyalität zumindest von der Bevölkerungsgruppe, die mächtig genug wäre, ihn zu stürzen (etwa dem Militär) zu erkaufen, muss ein Diktator Teile des Bruttoinlandsprodukts an sie umverteilen. Auf dieser Grundlage entwickelt Wintrobe eine Typologie von Diktatoren: Der totalitäre Diktator wendet sehr viel Repression auf und kann auf breite Loyalität seiner Untertanen zählen. Der wohlmeinende Timokrat erreicht dies auch ohne viel Repression. Der Tyrann stützt sich hauptsächlich auf Repression, ihm wird kaum Loyalität entgegengebracht. Der hauptsächlich auf die eigene Bereicherung orientierte englisch tinpot dictator (so viel wie „Westentaschendiktator“), wie man ihn empirisch in vielen Staaten der Dritten Welt antrifft, minimiert nach Möglichkeit die Kosten sowohl für Repression als auch für Loyalitätsgewinn.
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Weiterlesen...An ihrem Anfang stehe stets revolutionäre Gewalt. Totalitäre Diktaturen seien gekennzeichnet durch eine Ideologie, eine Staatspartei, Terror, Monopole an Kommunikationsmitteln und Waffen sowie eine zentral gelenkte Wirtschaft. Das Werk war lange einflussreich, wurde aber später als zu statisch kritisiert, weil sich Liberalisierungstendenzen wie die Entstalinisierung nach 1956 damit nicht erklären ließen.
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