Herrschafts- und Regierungssysteme
Anarchie
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Anarchie (11)
Weiterlesen...Im deutschsprachigen Raum sprach sich Ludwig Börne als erster für Anarchie in der Gesellschaft aus:
„Nicht darauf kommt es an, daß die Macht in dieser oder jener Hand sich befinde: die Macht selbst muß vermindert werden, in welcher Hand sie sich auch befinde. Aber noch kein Herrscher hat die Macht, die er besaß, und wenn er sie auch noch so edel gebrauchte, freiwillig schwächen lassen. Die Herrschaft kann nur beschränkt werden, wenn sie herrenlos – Freiheit geht nur aus Anarchie hervor. Von dieser Notwendigkeit der Revolution dürfen wir das Gesicht nicht abwenden, weil sie so traurig ist. Wir müssen als Männer der Gefahr fest ins Auge blicken und dürfen nicht zittern vor dem Messer des Wundarztes. Freiheit geht nur aus Anarchie hervor – das ist unsere Meinung, so haben wir die Lehren der Geschichte verstanden.“
– nach Gustav Landauer: Börne und der Anarchismus10 / 10 / 19Anarchie (12)
Weiterlesen...Gesellschaftsordnungen indigener Kulturen
Die Gesellschaftsordnungen archäologischer und indigener Kulturen werden bisweilen als „regulierte Anarchie“ bezeichnet. Häufiger ist jedoch der Bezug auf die Akephalie und die damit verbundene Segmentäre Gesellschaft.
Gesellschaftsmodell im Anarchismus
Im Anarchismus ist Anarchie die angestrebte Wirtschafts- und Gesellschaftsform freier und gleicher Menschen.11 / 11 / 19Anarchie (13)
Weiterlesen...Der Autor David Edelstadt formulierte in einem Gedicht:
„Eine Welt in der keiner regieren soll, über die Arbeit und Mühe eines anderen, […] Das ist Anarchie. Eine Welt in der Freiheit jeden beglückt, den Schwachen den Starken ‚ihn’ und ‚sie’ wo ‚deins’ und ‚meins’ keinen unterdrücken wird – Das ist Anarchie.“12 / 12 / 19Anarchie (14)
Weiterlesen...Erich Mühsam definierte:
„Anarchie, zu deutsch: ohne Herrschaft, ohne Obrigkeit, ohne Staat, bezeichnet somit den von den Anarchisten erstrebten Zustand der gesellschaftlichen Ordnung, nämlich die Freiheit jedes einzelnen durch die allgemeine Freiheit. In dieser Zielsetzung, in nichts anderem, besteht die Verbundenheit aller Anarchisten untereinander, besteht die grundsätzliche Unterscheidung des Anarchismus von allen andern Gesellschaftslehren und Menschheitsbekenntnissen. (…) Die Verneinung der Macht in der gesellschaftlichen Organisation ist das maßgebliche Wesensmerkmal der Anarchie.“13 / 13 / 19Anarchie (15)
Weiterlesen...– Erich Mühsam: Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat
Anarchie bedeutet somit für Anarchisten, dass jeder Mensch sich ohne unterdrückende Autorität und in freier Assoziation mit anderen Menschen entfalten kann. Eine solche Organisationsstruktur wird hierarchie-, zwangs- und gewaltfrei gedacht und sollte nicht mit einer herkömmlichen Verwaltung verwechselt werden. Eine anarchistische Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der jeder Mensch selbst beziehungsweise in Kooperation mit anderen für die eigenen Lebensumstände Verantwortung übernimmt. Es gibt keinerlei lenkende Zentralgewalt. Sanktionen gehen nicht von einer Führungsschicht aus, sondern sind nur möglich, wenn vorher vereinbarte Regeln verletzt wurden. Als weitestgehende Konsequenz wird dabei der Ausschluss aus der kommunalen Gemeinschaft angeführt.14 / 14 / 19Anarchie (16)
Weiterlesen...20. und 21. Jahrhundert
Während des spanischen Bürgerkriegs waren weite Teile des Nordens anarchistisch organisiert. Die anarchistisch verwalteten Gebiete wurden nach dem Grundprinzip des „Jedermann nach seinen Fähigkeiten, jedermann nach seinen Bedürfnissen“ betrieben. An einigen Stellen war Geld völlig eliminiert oder durch Gutscheine ersetzt worden. Unter diesem System hatte Ware oft nur ein Viertel ihrer vorigen Kosten. Trotz der Kritik hinsichtlich maximaler Effizienz produzierten anarchistische Kommunen oft mehr als vor der Kollektivierung. Die Arbeit in kürzlich befreiten Zonen erfolgte nach völlig freiheitlichen Prinzipien; Entscheidungen trafen Räte und Versammlungen ohne irgendeine Art von Bürokratie. Zusätzlich zur ökonomischen Revolution gab es einen Geist der kulturellen Revolution. Die als unterdrückend empfundenen Traditionen waren verschwunden. Frauen waren Abtreibungen erlaubt und die Idee der freien Liebe wurde populär.15 / 15 / 19Anarchie (17)
Weiterlesen...Die nach dem Freischarführer Nestor Machno benannte anarchistische Bauern- und Partisanenbewegung Machnowschtschina, die zwischen 1917 und 1922 während des russischen Bürgerkrieges in der Ukraine aktiv war, gilt als anarchistische Organisierung. In der Zeit ihrer größten Ausdehnung gehörten der Machnowschtschina bis zu 30.000 freiwillige Partisanen auf einem Gebiet von etwa 10.000 km² mit sieben Millionen Einwohnern an. Für den gesamten freien Rayon abgestimmt wurden die Entscheidungen in einem Rayonkongress, einer Vollversammlung der Rätedelegierten.
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Weiterlesen...Die Freistadt Christiania in Kopenhagen und viele Objekte der Hausbesetzerbewegung werden nach anarchistischen Prinzipien organisiert. Das Plenum behandelt die Angelegenheiten, welche die gesamte Gemeinschaft betreffen, als Entscheidungsgremium. Auch die Regenbogentreffen gelten als praktisch gelebte Anarchie.
Im venezolanischen Bundesland Lara vereinigen sich zahlreiche Kooperativen unter dem seit 1967 stetig wachsenden Dachverband Cecosesola (Abk. für Central Coperativa de Servicios Sociales del Estado Lara), dem in 50 Basisorganisationen insgesamt ca. 20.000 Mitglieder angehören. Der Schwerpunkt dieses Verbundes, deren Mitglieder sich vollständig hierarchiefrei organisieren, liegt in der Bereitstellung von hochwertigen Lebensmitteln und in der Gesundheitsversorgung.17 / 17 / 19Anarchie (19)
Weiterlesen...Im Syrischen Bürgerkrieg formierten sich Einheiten mit anarchistischer Agenda, wie die „Internationalen Revolutionären Volks Guerilla Einheiten“ (IRPGF), die sich solidarisch zu den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) erklärten, um mit ihnen gegen religiöse Eiferer des Islamischen Staates zu kämpfen.
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